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Stadt Frechen

Hygienezentrum

In der jüngeren Vergangenheit hat der Gesetzgeber die Rechtsvorschriften im Hygienerecht angepasst. Diese Anpassung ist für den Bereich Rettungsdienst von besonderer Bedeutung, da Rettungsmittel und Personal mit der Betreuung und Versorgung von Patienten einen hygienisch sensiblen Bereich darstellen.

Entstehung und Funktion des Hygienezentrums der Stadt Frechen

Auch die Entwicklung der letzten 20 Jahre hat gezeigt, dass die Bedrohung durch Krankheitserreger eher zu- als abnimmt. Wir erinnern uns noch gut an die Entstehung von Aids, den BSE-Skandal, den SARS-Ausbruch, die toten Vögel, die die Feuerwehr einsammeln musste (Vogelgrippe), den EHEC Ausbruch, den Ebola-Ausbruch in Westafrika und nicht zuletzt die Zunahme der Antibiotika-Resistenzen bei den Krankenhaus-Keimen.

Diese Entwicklung ist für die Feuerwehr von besonderer Bedeutung, da der Rettungsdienst einen Bereich im Gesundheitswesen darstellt, der mit besonderen Risiken verbunden ist:

Zum einen können Einsatzstellen in hygienischer Hinsicht Gefahren bergen - außerdem sind Patienten bezüglich ihres Infektionsstatus meist unbekannt, zum anderen sind es Rettungsdienst und Feuerwehr, die mit besonderen Einsatzlagen, wie Krankheitsausbrüchen, importierten Seuchen oder biologischen Gefahren als erste konfrontiert werden.

Mit dem Bau der neuen Feuer- und Rettungswache hat die Stadt Frechen dieser Entwicklung und den besonderen Gefahren Rechnung getragen, um Patienten, Mitarbeiter der Feuerwehr und die Bevölkerung möglichst gut zu schützen.

Bauliche Anforderungen

Die Anforderungen ergeben sich im Wesentlichen aus den Empfehlungen des Robert Koch Instituts zur Infektionsprävention, der Arbeitsstättenverordnung, den technischen Regel für biologische Arbeitsstoffe und diversen Richtlinien der Unfallversicherungsträger oder der Krankenhaus- bzw. Laborhygiene.

Ein wichtiger Orientierungspartner war an dieser Stelle die Berufsfeuerwehr Essen, die bereits im Jahr 2007 ein Hygienezentrum für den Rettungsdienst aufgebaut hatte. Die Erfahrungen, die wir mit der Fachberatung der Kollegen aus Essen und unserem bisherigen Hygienezentrum in Königsdorf gewinnen konnten, haben die Planung des Zentrums der neuen Feuer- und Rettungswache beeinflusst und zu folgender Ausstattung geführt:

 

  • Zwei große Desinfektionshallen für die Desinfektion von Einsatzfahrzeugen.
  • Eine Hygienestation mit Systemwagen, Desinfektionsmitteln, Schutzausrüstung und Material für die Desinfektion.
  • Zwei Personenschleusen mit Duschen für die Dekontamination von Einsatzpersonal.
  • Ein Raum zur Hitzedesinfektion von Medizinprodukten, die an Patienten zur Anwendung kommen.
  • Eine Wäscherei zur desinfizierenden Aufbereitung der Einsatzkleidung und der kontaminierten Textilien.
  • Ein Abfalllager mit Kühlung zur Lagerung infektiöser Abfälle.
  • Eine Desinfektoren-Werkstatt, in der eine Rollbox für den mobilen Einsatz vorgehalten wird und mit Materialien zur Schädlingsbekämpfung, Raumdesinfektion und mikrobiologischen Kontrolluntersuchungen ausgestattet ist.
  • Ein Büro mit 2 Arbeitsplätzen und Teeküche, einen Lagerraum und ein Eingabeplatz für die Bearbeitung von Dokumentationen.

Fahrzeugaufbereitung und Patientenkontaktflächen

Die Flächen zu denen ein Patient Kontakt hatte, werden unmittelbar nach Übergabe im Krankenhaus desinfiziert und gereinigt. Hierzu zählen neben der Krankentrage auch EKG-Kabel, Blutdruckmanschette, usw. Jeden Morgen werden zusätzlich alle Kontaktflächen, auch die des Personals, wie Handläufe, Türöffner, Lenkrad, usw., außerdem die Arbeitsablage und der Boden des Rettungsmittels desinfiziert. Hinzu kommt die Desinfektion aller Flächen, also der Decke und der Wände im Patientenraum, die einmal pro Woche durchgeführt wird. Ergänzt werden diese Desinfektionsmaßnahmen von einer Grundreinigung, hier auch aller Innenflächen (Schubladen, Schränke, Rucksäcke), in der über 2 Monate alle Rettungsmittel einbezogen werden.

Natürlich müssen die Fahrzeuge zusätzlich unmittelbar nach jedem Infektionstransport desinfiziert werden. Die wöchentliche Desinfektion aller Flächen und die gezielte Fahrzeugdesinfektion nach Infektionstransport finden in unseren Desinfektionshallen statt.

Einsatzpersonal

Einsatzpersonal kann an Einsatzstellen mit Blut oder Ausscheidungen kontaminiert werden,  bewegt sich manchmal in Wohnbereichen, die in einem sehr schlechten hygienischen Zustand sind, oder transportiert Patienten, von denen sich erst im Anschluss herausstellt, dass sie eine Infektionserkrankung hatten. Selbst ein geschützter Kontakt kann bei hochgefährlichen Krankheitserregern dazu führen, dass die Mitarbeiter duschen müssen, um sich zu dekontaminieren.

Daher grenzt an jede Desinfektionshalle eine Personenschleuse mit je 2 Duschen und einer Toilette.


Medizinprodukte

Material, das an Patienten zur Anwendung gekommen ist oder mit einem Infektionserreger kontaminiert ist, kann in der Anlage mit sogenannten validierten Verfahren in einer Reinigungs- und Desinfektions-Spülmaschine aufbereitet werden. Unter „Validierung“ versteht man, dass der gesamte Aufbereitungsprozess jährlich von einem zertifizierten Unternehmen daraufhin geprüft wird, ob er den Empfehlungen des Robert-Koch Instituts und dem Medizinprodukte-Recht entspricht.

Die Aufbereitungsräumlichkeiten bestehen aus einem räumlich getrennten Unrein- und Reinbereich, in dem die Medizinprodukte, wie Beatmungsschläuche Beatmungsmasken und weiteres Anästhesiematerial geprüft, verpackt und dokumentiert freigegeben wird.

Wäscheaufbereitung

Getragene Einsatzkleidung wird mit einer Industriewaschmaschine, in der ein vom Robert Koch Institut zertifiziertes Desinfektionsprogramm angelegt ist, desinfizierend aufbereitet. Dies erfolgt nach jedem Dienst, so dass die Mitarbeiter täglich mit frischer Einsatzkleidung versorgt sind.

Auch das Waschverfahren wird jedes Jahr mikrobiologisch geprüft, so dass die Desinfektionsleistung durch ein akkreditiertes Labor nachgewiesen ist.

Infektiöser Abfall

Infektiöser Müll wird nach den Richtlinien der Landesarbeitsgemeinschaft für Abfallentsorgung NRW gesichert, gekennzeichnet, verschlossen eingelagert und von einem zertifizierten Entsorgungsunternehmen abgeholt. Um ein Austritt von Krankheitserregern durch z.Bsp hohe Umgebungstemperaturen zu verhindern, wird der Abfall in luftdicht verschlossenen Behältern bei etwa 5°C bis zur Abholung gekühlt.

Besondere Zusatzaufgaben

Besondere gefährliche Einsatzlagen sind bisher die Ausnahme. Neben den oben angeführten weltweiten Ausbruchgeschehen ist es erforderlich. Auch für seltene Vorkommnisse gerüstet zu sein und spezielle Aufgaben zu erledigen.

Mit der Ausstattung der Desinfektoren-Werkstatt ist die Feuerwehr Frechen in der Lage Gesundheitsschädlinge, wie Krätzmilben, Läuse und Flöhe zu bekämpfen, mit denen Patienten besiedelt sein können, die Raumluft bei gefährlichen luftübertragbaren Krankheitserregern zu desinfizieren und alle Desinfektionsmaßnahmen mit dem Equipment einer mobilen Einsatzbox auch an Einsatzstellen durchzuführen.

Eine weitere Besonderheit ist die Möglichkeit mit Abdruck- und Filtrationsverfahren die Keimbelastung von Flächen und Flüssigkeiten zu prüfen und so die Wirksamkeit der eigenen Verfahren nachzuweisen oder Hygienemängel aufzudecken.

Der Fachbereich Hygiene

Das Thema „Hygiene“ ist bei der Feuerwehr in einem eigenen Fachbereich organisiert, dem, neben dem leitenden Fachbeauftragten für Hygiene, 8 weitere Mitarbeiter zur Verfügung stehen, die zusätzlich die Qualifikation als staatlich geprüfte/r Desinfektor/In haben. Ihre Aufgabe ist es, Schutz- und Desinfektionsmaßnahmen festzulegen und zu beaufsichtigen, Medizinprodukte aufzubereiten und Aufgaben in der Desinfektoren-Werkstatt auszuführen. Insbesondere bei der Beurteilung von Gefährdung und der Festlegung von Schutzmaßnahmen und Abläufen ist der Fachbereich Hygiene der Feuerwehr Frechen mit dem Arbeitskreis Hygiene und dem Gesundheitsamt des Rhein Erft Kreises, mikrobiologischen Laboren, Technikern der Großgeräte, Vertriebspartnern für Investitions- und Verbrauchsgütern, unseren Nachbarkommunen, unserem arbeitsmedizinischen Dienst und Feuerwehren mit entsprechenden Referenzen, wie die Feuerwehren Essen, Mühlheim a.d.R., Dortmund und Frankfurt vernetzt.

 

Damit gehört die Feuerwehr Frechen zu den Feuerwehren, die regional und überregional im Bereich Hygiene besonders gut aufgestellt sind.

Erläuterungen und Hinweise

Bildnachweise

  • Stadt Frechen, Thorsten Friedmann
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